Hekeser Steine
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Hünengrab
Nr. 884
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52° 35.403' N 7° 46.707' E
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Berge, Hekese
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320°
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Hünengrab aus der jüngeren Steinzeit etwa 4500 Jahre alte
seltene einzigartige Anlage in Westdeutschland. Zwei Großkammern
(Grab A: 20m x 3m, Grab B: 19m x 3,5m/2,7m)
an beiden Enden, verbunden durch einen 53m langen
Steingang, im 19. Jahrhundert z.T. durch Sprengung zerstört.
Sprockhoff spricht hier von einem Alignement.
Angeblich zur Entstehungszeit auf Sonnenuntergang am 21. Juni ausgerichtet.
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- Berge
www.fuerstenau.de/berge/ - Berge (inoffiziell)
members.aol.com/martenzw/FrameSet2.html - Samtgemeinde Fürstenau
www.fuerstenau.de - Landkreis Osnabrück
www.lkos.de - Martin zur Wähde, Berge
members.aol.com/martenzw
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Anfahrt |  |
Von Kettenkamp Richtung Hekese, Restrup. Kurz vor der Einmündung auf die Restuper Straße auf der rechten Seite. Eine Treppe führt zu den Hünensteinen.
Aus Richtung Hekese bzw. Restrup ist an der Restuper Straße ein Hinweisschild "Hünengrab". |
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Parkstreifen direkt am Hünengrab. |
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Picknicktische am Hünengrab.
Gasthof "Zu den Hünensteinen". Am Ende der Dalumer Straße rechts in die Restruper Straße Richtung Hekese. In Hekese links in die Hekeser Straße. Linke Hand, Hekeser Straße 50. |
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In der Nähe:
Hekese Grab B (Osnabrück) | 0.07 km, | 140° | (SO) |
Hünengrab Bockraden (Osnabrück) | 1.63 km, | 101° | (SO) |
Restruper Großsteingrab (Osnabrück) | 1.73 km, | 188° | (S) |
Restruper Näpfchenstein (Osnabrück) | 1.73 km, | 188° | (S) |
Teufelsstein (Osnabrück) | 3.88 km, | 201° | (SW) |
Pfaohlenstein (Osnabrück) | 4.32 km, | 214° | (SW) |
Hexentanzplatz (Osnabrück) | 4.63 km, | 207° | (SW) |
Deuvels Brotschapp (Osnabrück) | 4.78 km, | 205° | (SW) |
Großsteingrab Dalum (Osnabrück) | 5.28 km, | 211° | (SW) |
Steingrab Klein Bokern (Osnabrück) | 5.81 km, | 192° | (SW) |
Großsteingrab Börstel (Osnabrück) | 8.20 km, | 312° | (NW) |
Großsteingrab Meyer (Osnabrück) | 13.00 km, | 147° | (SO) |
Großsteingrab Rickelmann II (Osnabrück) | 13.03 km, | 149° | (SO) |
Großsteingrab Reincke (Osnabrück) | 13.13 km, | 148° | (SO) |
Steingräberweg Giersfeld () | 13.36 km, | 149° | (SO) |
Großsteingrab Rickelmann I (Osnabrück) | 13.36 km, | 149° | (SO) |
Großsteingrab Grumfeld-West (Osnabrück) | 13.67 km, | 150° | (SO) |
Großsteingrab Grumfeld-Ost (Osnabrück) | 13.81 km, | 149° | (SO) |
Großsteingrab Evenkamp (Cloppenburg) | 15.16 km, | 339° | (NW) |
Großsteingrab Werwe (Cloppenburg) | 15.46 km, | 341° | (NW) |
Die Hünensteine (Cloppenburg) | 16.27 km, | 355° | (N) |
Wiemelsberger Steine (Osnabrück) | 16.56 km, | 160° | (SO) |
Matthiesings Opferstein (Osnabrück) | 16.75 km, | 157° | (SO) |
Großsteingrab Lintern (Osnabrück) | 17.58 km, | 160° | (SO) |
Hünensteinfest (Emsland) | 17.64 km, | 246° | (SW) |
Großsteingrab im Alt-Frerener Forst (Emsland) | 18.07 km, | 238° | (SW) |
Das Hekeser Hünengrab
von Prof. Dr. Eberhard Ostendorf
Das Hekeser Grab besteht aus zwei Großsteinkammern, die durch eine " Allee couverte " (einen Steingang) verbunden sind.
Als solches ist es einzigartig bei uns. Nur in der Bretagne findet man solche Gräber wieder. Die Gesamtlänge beträgt fast
100 m. Natürlich ist es auch durch die Steinabfuhr und Sprengung, besonders im Mittelteil, stark beschädigt worden. Die beiden
Großkammern sind noch am besten erhalten. Ihre gewaltigen Steine, besonders die Decksteine, die bis zu einigen hundert Zentnern
Gewicht haben, ließ man bei der Räuberei zunächst übrig. Die Trag- und Decksteine wurden so gesetzt oder gelegt, dass eine glatte
Wand nach innen entstand. Hatte ein Stein keine solche natürliche Spaltfläche, dann spaltete man den Stein, wie man es heute noch
erkennen kann. Das Spalten ist gar nicht so schwer. Man muss nur, wie unsere heutigen Steinmetze, die feinen verborgenen Haarklüfte
erkennen, die jedes Massengestein in bestimmten Abständen, zumeist in drei aufeinander senkrechten Richtungen durchziehen. An
einer solchen Stelle krählte man mit einem sehr harten Steinkratzer (aus Feuerstein) eine Rille aus. Dann rieb man trockene
Holzkeile ein, begoss diese mit Wasser, damit sie quollen und dadurch den Stein sprengten. Oder man ließ im Winter Wasser
darin gefrieren und erzielte dieselbe Wirkung. Das größere Problem war sicher der Transport und das Aufstellen, was selbst
in unserem Maschinenzeitalter noch Schwierigkeiten macht. Das Grab liegt auf einer flachen Bodenwelle, die sich von hier in
das Dinniger Bruch verliert, also am Rande der Moräne. An Ort und Stelle hatte man sicher nur die wenigsten der großen Steine.
Die meisten mussten wohl weither aus den Moränengebieten des anschließenden Maiburgfußes geholt werden. Niemand ist Zeuge. Wir
sind auf Vermutungen angewiesen. Entweder hat man die Blöcke auf zwei Langstämme gehievt und diese auf Holzrollen versetzt, bzw.
verschoben (so hat man früher auch ganze Häuser versetzt).Oder man hat im Winter eine Glatteisbahn benutzt. Wenn man bei Frost
den Schnee mit Wasser begießt, entsteht eine solche. Dann konnte man an langen Seilen mit ein paar hundert Mann den Stein wohl
bewegen. Das Aufstellen stellt man sich einfacher vor. Entweder hat man zuerst die Tragsteine aufgestellt, diese von innen und
außen mit Erde angefüllt, dass eine schiefe Ebene entstand und dann den Deckstein darauf gezogen und anschließend die Kammer
von innen wieder ausgegraben. Oder (wie man es noch in geschichtlicher Zeit auf der Osterinsel, bei Errichtung der mächtigen
Steinbilder beobachtet hat) man den an Ort und Stelle gebrachten Deckstein mit langen Hebelbäumen von der Seite aus angehoben
und eine Holzbeuge darunter gepackt. Dann ebenso von der anderen Seite und weiter umschichtig, bis die Holz-Kreuzpackungen und
damit der Stein so hoch gekommen waren, dass man die Tragsteine darunterstellen konnte. Die Hohlräume zwischen den Trag- und
Decksteinen wurden sorgfältig mit Erde überdeckt. So war eine absolut dichte Höhle entstanden, in die man nur durch einen
seitlichen Zugang, der durch einen passenden Stein verschließbar war, gelangen konnte und was nur bei Nachbestattungen nötig
wurde. In Skandinavien kann man noch Gräber in dieser wohlerhaltenen Form finden, bei uns nur in Rekonstruktionen, z.B. bei
Kleinen Kneten. Nur selten findet man in diesen auffälligen Gräbern noch Skelettreste und Beigaben, gewöhnlich nur noch
Bruchstücke, die keinen Wert mehr besaßen. Wahrscheinlich wurden sie schon sehr früh durch Grabräuber heimgesucht. Gut
bearbeitete Steinwaffen waren damals kostbarer als Gold! Später buddelte man die kleinen Füllsteine aus um Grundmauern für
Häuser daraus herzustellen. Und erst im letzten Jahrhundert, als bei uns der Straßenbau aufkam und man bares Geld für Steine
bekam, schreckt man auch nicht davor zurück, die größeren Steine mit Schwarzpulver zu sprengen und die Bruchstücke zu verkaufen.
In letzter Minute nahm sich Ende des vorigen Jahrhunderts der Staat der Sache an und stellte die letzten Ruinen unter Denkmalschutz.
Noch erkennt man an vielen Steinen die vorgebohrten Sprenglöcher, die nun nicht mehr ihren Dienst tun durften.
An der Hekeser Anlage fallen weitere Besonderheiten auf. Der südlichste Deckstein ist als einziger oben wannenförmig vertieft,
sieht wie ein Altar aus und kann als "Opferstein" gelten. Die Längsachse der Anlage ist nach NNW - SSO ausgerichtet, dass man
vom Opferstein aus zur Sommersonnenwende genau in dieser Richtung abends die Sonne untergehen sieht. So war hier eine wichtige
Kalendermarke gegeben. Und die Sonnenwende war ja ein großes Fest. Am Nordende des Grabes führt ein kleiner Quellbach vorbei.
Auch das ist typisch. An allen größeren Steingräbern ,die gleichzeitig Kultstätten waren, ist in der Nähe Wasser zu finden.
Entweder brauchte man das Wasser für die vielen Menschen, die hier bei Festen zusammenkamen oder es hatte eine mythische Bedeutung.
Die geheimnisvollen Kräfte , die das Wasser, anscheinend gegen die Schwerkraft, zu Tage sprudeln ließen, brachte man vielleicht
mit den geistern der Unterwelt, zu denen auch wohl die Toten gerechnet wurden, in Zusammenhang. Der Bach fließt in die anschließende
"Kirchriede", eine Wiese. In Hekese war nie eine Kirche. Es ist möglich, dass an dieser Kultstätte bei der Christianisierung die
ersten Taufen stattfanden, eben an diesem Bach. Die Kultstätte wurde vielleicht Eigentum der Kirche (in Bippen) und die einzige
Nutzfläche, eben die Wiese bekam und behielt so ihren Namen , auch als später längst ein Besitzwechsel eingetreten war. Östlich
des Hünengrabes war noch zu Anfang der dreißiger Jahre eine heidebewachsene natürliche Bodenwelle zu sehen, die auf der Kuppe
eine künstliche große kesselförmige Vertiefung hatte (heute kultiviert und eingeebnet). Die Stelle heißt "Vossebäg".
Wahrscheinlich haben die so häufig vorkommenden "Fuchsberge" seltener etwas mit dem Fuchs zu tun, sondern lassen sich
von "Fugsberg" ableiten, besonders wenn solche Namen unmittelbar neben Kultstätten auftreten, oder wenn die Stelle ein
Malzeichen, einen Stein (in diesem Fall ein Kessel) tragen. das Wort Fug (das so ähnlich wie Fuchs klingt) ist mehr und
mehr in Vergessenheit geraten, obwohl man auch heute noch gelegentlich in Rechtsangelegenheiten "mit Fug und Recht" sagt.
Es kann sich also hier wohl um eine Gerichtsstätte gehandelt haben, die man früher ja auch gern an oder neben alten
Kultstätten hatte. Nördlich des Quellbaches, in Verlängerung der Hünengrabachse liegt ein Hügelgrab, in das von dem
daneben wohnenden Kötter ein Erdkeller eingebaut worden ist. In der gleichen Achse, noch weiter nordwestlich, jenseits der
Bahn und Straße lag noch bis zum Jahre 1935 ein unversehrtes gewaltiges Hügelgrab aus der Bronzezeit (das größte in
weitester Umgebung), wahrscheinlich ein Fürstengrab. Dieses wurde (damals noch!) beim Straßenbau abgetragen, obwohl es
nicht im Weg war, nur um ein paar hundert Kubikmeter Dammschüttmaterial zu gewinnen! Das hätte man auch sonst in der
Nähe reichlich haben können. Die Grabbeilagen wurden allerdings geborgen und ins Museum gebracht. Die sich hier westlich
anschließende Ackerflur heißt "Halloh" (gleich heiliger Hain). Wahrscheinlich hat sich hier ein ganzes Gräberfeld befunden,
das bei Inkulturnahme vernichtet wurde, wie auch jetzt der Pflug über das große Grab hinweggeht, als wenn nie etwas anderes
da gewesen wäre.
Noch viel merkwürdiger sieht es auf der Südseite aus. Die flache Bodenwelle, auf der das Hünengrab liegt, setzt sich ungefähr
in gleicher Richtung wie die Achse nach Südosten als ein markanter Rücken fort, der "Waokelsbäg" (gleich Wachtberg, Wartberg)
heißt. Er überragt das Vorland um 8-10 m. Leider ist die darauf angelegte Kultstätte in den Jahren 1930-1935, wegen Gewinnung
von ein paar Fudern Kies stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Ich habe damals deswegen den Landrat und das Amt für
Denkmalspflege mobilisiert. Es fanden auch Verhandlungen mit den Eigentümern statt und man wollte schützend eingreifen.
Aber es gelang nicht, das Geld für den Ankauf bereit zu stellen. Was ich nun beschreibe, ist deshalb heute nur noch ganz
unvollständig zu erkennen. In Abständen von 75 m sind auf der Kammlinie, fast in Richtung der Hünengrabachse, drei
künstliche Hügel (oben abgeplattet und mit einer kesselförmigen Vertiefung in der Mitte ) aufgesetzt. Der Mittelhügel
war der größte und lag auch auf dem höchsten Punkt des Kammes. Es hat sich wohl um ein "Dreihügelheiligtum" gehandelt.
Unter dieser Bezeichnung sind in unserem Raum, aber auch in Skandinavien so in Altuppsala, ganz ähnliche bekannt. Ihre
genaue Bedeutung kennt man nicht. Doch wurden wohl große Feste, wie die Sonnenwende und die Frühlingsfeste da abgehalten.
In Erinerung daran wurde denn auch bis zur Jahrhundertwende das einzige Osterfeuer der Gemeinde Restrup auf dem Mittelhügel
des Waokelsberges abgebrannt. Vielleicht war der Waokelsberg auch gleichzeitig eine Warte, eine Feuersignalstelle, in einem
Netz von Nachrichtenübermittlungsstellen, z.B. bei Annäherung von Feinden. Solche Anlagen hat es zumindest bei den Germanen
gegeben, ebenso wie sie heute noch bei Primitivvölkern üblich sind.
In der Südostverlängerung der Achse heißt das Gelände "Krummen Bäg". Es ist mehr eine bucklige Ebene, die sich zum Bockradener
"Steingrab" (an dessen Fuß ein Steingrab ist) hinzieht. Dieses Gelände war noch vor 50 Jahren noch ein ausgedehntes,
heidebedecktes bronze- und eisenzeitliches Gräberfeld, mit vornehmlich flachen kleineren Grabhügeln, mit einigen größeren
dazwischen. Ich war als Junge dabei, als man 1914 einen Teil dieser Gräber sachgemäß ausgrub. Viele unversehrte Urnen wurden
geborgen (z.T. im Kreismuseum). Zahlreiche andere Gräber dieses Gebietes sind später der Kultur zum Opfer gefallen. Der ganze
Komplex rund um das Hekeser Hünengrab zeigt, dass hier eine ununterbrochene Besiedlung von der Stein- über die Bronze- bis zur
Eisenzeit und darüber hinaus bis zum heutigen Tag bestanden hat. Auch das Sagengeranke um diesen Ort weist darauf hin, dass die
Überlieferung hier nicht abgeschlossen ist.
So große Gräber wie das Hekeser waren wohl ursprünglich "Fürstengrabstätten" , wie man sagt. Eigentliche Fürsten gab
es damals ja noch nicht. Aber es gab Sippen und Dorfälteste und sicherlich auch schon Gau- und Stammeshäuptlinge.
Um ein solches Gauzentrum dürfte es sich hier handeln, bei dessen Errichtung die ganze Gaumannschft mitgeholfen hat
und die dann auch in dieser Anlage ihre gemeinsame Kultstätte hatte. Merkwürdigerweise liegt der ganze Komplex auf
der Hekeser- Restruper Grenze und keine eineinhalb Kilometer östlich der Bippener Markgrenze und durch keine Ödmark
davon getrennt. Er gehört also ursprünglich zu Bippen, wie auch Hekese später zur Bippener Kirche kam. Kultstätten
waren also mit Grabstätten der "Prominenz" verbunden, wie es zur ersten Christenzeit auch noch war. Hier wurden sicher
gemeinsame große Feste begangen, Kulthandlungen bei Geburt, Heirat und Tod abgehalten, sowie Gericht gehalten und über
Krieg und Frieden beraten.
(gefunden bei: Martin zur Wähde, Berge)
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