Eine Reise in das megalithische und mystische Deutschland
Im norddeutschen Raum findet man sie fast überall: Großsteingräber. Tonnenschwere Kolosse berichten aus einer vergangenen Zeit.
Diese 4000-5000 Jahre alten Bauwerke aus der Jungsteinzeit liegen in einem Gürtel, der sich aus dem Osten der Niederlande, über
Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt zieht. Den Forschern zufolge, sollen diese
gut 1000 Großsteingräber als Grabstätten oder Beinhäuser für ganze Sippen gedient haben. Verschiedene Grabbeilagen in den Bauwerken
lassen darauf schließen.
Häufig fanden Archäologen Keramiken der Trichterbecherkultur, aber auch Steinäxte, Pfeilspitzen oder
Bernsteinscheiben und -perlen. Menschliche überreste wurden nur selten gefunden, angeblich auch nie komplette Skelette. Einige
Theorien über den Totenkult der Jungsteinzeit gehen davon aus, dass z.B. die Knochen der Menschen in den Großsteingräbern 'sortiert'
wurden, in z.B. lange Knochen und Schädelhaufen. Viele Forscher kamen deshalb zu der Ansicht, die Toten seien zuerst auf Gestellen,
Bäumen oder auch auf der Erde bis zum völligen Zerfall ausgesetzt und die Skelettreste anschließend unter Zufügung der Beigaben in
den Grabkammern niedergelegt worden.
Die Megalithgräber sind hauptsächlich aus Granit-Findlingen der letzten Eiszeit gebaut worden, die von den Eismassen
aus Schweden und Finnland nach Norddeutschland verschoben wurden.
Kern der Anlage ist eine ebene Kammer. Sie besteht aus einzelnen, nebeneinander in Ost-West-Richtung gesetzten Jochen
(ein Joch
= 2 Wandsteine und ein Deckenstein) und den Abschlusssteinen an den Schmalseiten.
Der Boden der Grabkammer war mit kleinen Findlingsbruchstücken und Steingeröll ausgelegt. Die großen Fugen zwischen den
Wand- und Deckensteinen sind mit mörtellosem Zwickelmauerwerk ausgefüllt. Der Eingang liegt bei der so genannten
"Emsländischen Kammer" im Süden. Die gesamte Konstruktion wurde von den Erbauern mit einem Erdhügel überdeckt und den
Hügelfuß umrahmte man mit ovalen Steinsetzungen, um das Abrutschen der aufgeschütteten Erdmassen zu verhindern.
Da in der Vergangenheit sich viele Menschen nicht erklären konnten, wie diese großen und schweren Steine bewegt
und übereinander gestapelt wurden, war für viele klar, dass das nur Riesen gewesen sein könnten. Aus diesem
Grunde werden diese Bauwerke oder auch Findlinge als "Hünensteine", "Hünengräber" oder Hünenbetten
bezeichnet (Hüne = Riese).
Leider gibt es nur noch wenige intakte Anlagen. Viele Bauwerke sind im Zuge der Christianisierung als heidnisch
und teuflisch verbannt worden. Daher kommen auch viele Namensbezeichnungen dieser Megalithanlagen, wie etwa
"Teufelssteine", "Hexenstein" oder "Riesensteine". Etliche dieser Steinblöcke wurden in der Vergangenheit auch
als Baumaterial für Straßen und Häuser missbraucht.
Dazu die Sage zu den Karlsteinen in Osnabrück:
Kaiser Karl hatte die Sachsen besiegt. Im Ohne (Haine) hatten die Germanen eine große Opferstätte. Sie bestand aus einer
mächtigen Steinplatte. Aber alles Bemühen, die Opferstätte mit Feuer und Eisen zu zerstören, blieb erfolglos. Als Kaiser
Karl zu gleicher Zeit aber noch hörte, Widukind sammle ein neues Heer, wurde er völlig mutlos. Er ließ vom Stein ab und
fasste sogar den Entschluss, mit seinem Heer abzuziehen. Da ermahnten ihn sieben Brüder, doch auf Gottes Beistand zu
vertrauen. Gegenüber vom heidnischen Opferstein errichteten sie den ersten christlichen Altar in unserer Gegend. Dort
knieten sie nieder und flehten Gott um Hilfe an. Kaiser Karl war jedoch weiter ohne Hoffnung und sagte, indem er mit
seiner Reitgerte auf den Opferstein schlug: "Ebenso wie ich diesen Stein nicht brechen kann, werde ich auch den Nacken der
Sachsen nicht beugen!" Kaum hatte er diese Worte gesprochen, da zersprang die Steinplatte in drei Stücke. Alle sahen dies als
Zeichen des Himmels an und vertrauten auf Gott, dass er seine Diener im Kampf nicht verlassen werde.
Andere megalithische Bauwerke sind beispielsweise der Süntelstein bei Osnabrück. Es handelt sich hierbei um einen etwa
4.00m hohen Stein, einem sogenannten Menhir
. Vermutlich soll um den Süntelstein in früheren Zeiten ein Steinkreis
gestanden haben. Die Bedeutung dieses Steines ist allerdings unklar. Der Sage nach, wurde dieser Stein vom Teufel
in den Boden gerammt, nachdem er vergeblich versucht hatte, mit diesem Riesenfindling den Eingang zur Kirche des
benachbarten Ortes Venne zu versperren.
Auch um andere riesige Findlinge, zumeist als Opferstein bezeichnet, ranken sich ähnliche Sagen. Der größte Findling Niedersachsen,
der Giebichenstein, liegt in der Nähe von Nienburg / Weser. Dieser 350 to schwere Koloss soll von einem Riesen dort hingeworfen sein.
Der Pfaohlenstein im Waldgebiet "Maiburg " nördlich von Osnabrück ist ein heidnischer Kultstein. Sein Name rührt vom germanischen
Gott "Pfaohl" ( = Balder, Sohn des Wodan = Odin) her. Der Pfaohlenstein war von einem Steinkreis
umgeben, der jedoch abgefahren
und bei dem Bau eines Kriegerehrenmals verwendet wurde.
Vereinzelt sind auch Schalensteine zu finden. Im Osnabrücker Bereich ist der wohl bekannteste und größte Schalenstein
der "Restruper Näpfchenstein " - auch "Duevelstein" (=Plattdeutsch "Teufelsstein") genannt. Die Forscher ordnen den
einzelnen Näpfchenbohrungen jeweils einer Sippe zu.
In Mecklenburg-Vorpommern sind einige Steinkreise erhalten. Der Steintanz von Boitin, der aus vier Steinkreisen besteht,
soll angeblich eine Grabstätte sein, da dort eine Urne aus vorrömischer Eisenzeit gefunden wurde.
Die sehr bekannten Externsteine im südöstlichen Teutoburger Wald sind ein Kultur- und Naturdenkmal mit etwa 650.000
Besuchern pro Jahr. Die Externsteine bestehen aus 13 bis zu 37,5m hohen Sandsteinfelsen und galten schon immer
als Kultstätte. Angeblich sollen die Externsteine der Standort der Irminsul gewesen sein, dem größten Heiligtum der
Sachsen. Im Jahre 772 hat Kaiser Karl der Große dieses heidnische Heiligtum zerstört und wandelte die Externsteine zu
einem christlichen Heiligtum. Die obere Kapelle soll eine Stätte zur Beobachtung der Gestirne gewesen sein. Neben
astronomischen Besonderheiten sollten sich die Externsteine durch eine ungewöhnlich intensive Erdstrahlung auszeichnen.
Obwohl diese Ansichten vom überwiegenden Teil der Fachwelt abgelehnt werden, konnte diese Theorie viele Anhänger finden.
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